13.04.2015 | Extrablatt Siegburg
„Für mich war es eine echte Bereicherung“ – viele wertvolle Erfahrungen als Integrationshelferin
Rhein-Sieg-Kreis. Charlotte Neborg aus Neukirchen-Seelscheid, 19 Jahre alt, betreut seit vergangenem Sommer als Integrationshelferin die 11-jähre Luise (Name geändert) in der LVR-Frida-Kahlo-Schule in Sankt Augustin. Im folgenden Gespräch berichtet sie über dieses für sie besondere Freiwillige Soziale Jahr, das sie beim diakonischen Verein Der Karren absolviert.
Wie sieht Ihr Alltag als Integrationshelferin aus?
Ich begleite Luise jeden Tag in ihrem Schulalltag. Sie geht in die fünfte Klasse. Weil sie schwerstmehrfach behindert ist, nehme ich mit ihr hauptsächlich spezielle Förderangebote wahr. Wir arbeiten zum Beispiel zusammen daran, dass sie ihre Hilfsmittel wie etwa den Step-by-Step benutzen kann. Das ist eine Taste, mit der sie sich mitteilen kann, zum Beispiel wenn sie am Unterricht teilhaben möchte oder auf sich aufmerksam machen will. Wir sind viel zusammen an der frischen Luft und Luise liebt Musik. Ich helfe ihr beim Essen und Trinken und natürlich gehören auch pflegerische Tätigkeiten wie etwa Wickeln zu meinen Aufgaben.
Wie gefällt Ihnen Ihre Aufgabe? Was ist das Besondere daran?
Luise und ich sind seit letztem Sommer zu einem tollen Team zusammengewachsen und ich bin sehr glücklich, diese Zeit mit ihr zu verbringen. Am Anfang war es ungewohnt, dass Luise sich nicht durch Sprache mitteilen kann. Es kam mir komisch vor, zu reden und keine Antwort zu erhalten. Doch inzwischen habe ich durch sie gelernt, dass man sich auch auf einer anderen Ebene kennenlernen und miteinander kommunizieren kann.
Was werden Sie für sich persönlich aus diesem FSJ mitnehmen?
Neben der engen Beziehung, die sich zwischen Luise und mir entwickelt hat, habe ich viel von dieser Erfahrung profitiert. Am Anfang fühlte ich mich der Aufgabe nicht gewachsen und zum Beispiel das Wickeln kostete mich einige Überwindung. Aber das war schon nach zwei Wochen ausgestanden. Ich merke, dass mich die vergangenen Monate viel selbstbewusster gemacht haben. Ich habe Vertrauen in mich entwickelt, dass ich Verantwortung übernehmen kann. Ich kann jedem nur empfehlen, als Integrationshelfer zu arbeiten. Für mich ist es eine echte Bereicherung.
Welche Hilfestellungen erhielten Sie?
Der Karren bietet viele verschieden Fortbildungen zu Themen an, die einem im FSJ-Alltag begegnen. Dort kann man sich mit anderen austauschen und erfährt vieles, was einem sehr hilft. Außerdem haben wir regelmäßig Teamsitzungen mit einer Mitarbeiterin des Karrens, bei der wir aktuelle Situationen und Probleme besprechen und lösen.
Wie sind Sie eigentlich zum Karren gekommen?
In der Schule haben viele überlegt, nach dem Abitur ein Freiwilliges Soziales Jahr zu machen. Da haben wir uns über unterschiedliche Möglichkeiten ausgetauscht und ich habe mir einige Optionen angeschaut. Nach einem Bewerbungsgespräch beim Karren war dann schnell alles klar.
Wie sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Im Sommer werde ich mit meinem BWL-Studium beginnen. Neben dem Studium möchte ich aber gerne weiter in diesem Bereich arbeiten und vor allem den Kontakt zu Luise halten. Ich kann es mir noch gar nicht vorstellen, sie dann nicht mehr jeden Tag zu sehen. Aber zum Glück sind es ja noch ein paar Wochen bis zu den Sommerferien.
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